Verwertungskonzept: Taschengeld-Markt
Der „Selbsversorger-Markt“ oder „Taschengeld-Markt“ ist ein Projektvorschlag von „lebenswertes Chemnitz“ für das Kulturhauptstadtjahr C2025.
Zusammenfassung
Über den „Selbstversorger-Markt“ werden frische Lebensmittel, wie Obst, Gemüse, Kräuter und ggf. auch andere Pflanzen, wie Blumen, die heute in Kleingärten (und anderen nichtkommerziellen Erzeugungsformen) in größerem Umfang ungenutzt verderben, genutzt und verkauft. Die Lösung muss dabei nicht unbedingt ein wöchentlicher „Markt“ ähnlich einem „Gemüsemarkt“ sein, sondern dieser „Markt“ könnte auch nach dem Vorbild der „Aufkaufstellen in Kaufhallen“, die es zu DDR-Zeiten gab realisiert werden, indem die Produkte aus den Gärten in den Supermärkten der Stadt aufgekauft und dann in der jeweiligen Obst- und Gemüseabteilung verkauft werden.
Die Basis dafür sind in Chemnitz ca. 25.000 Gärten (>17.000 Kleingärten+andere Gärten und Einfamilienhaus-Grundstücke). Bei durchschnittlich 50kg bisher ungenutzten Potentials an Obst+Beeren+Gemüse pro Grundstück, sind das mindestens 1,25 Millionen Kilogramm an frischen, lokal produzierten Lebensmitteln, die darüber erschlossen werden könnten (Kräuter, Blumen u.a. mal vernachlässigt).
Die gesunden Lebensmittel sind aber nur die unwichtigere „Seite der Medallie“. Wichtiger ist der Aspekt des „Taschengeld Marktes“. Durch das Pflegen der Pflanzen und später das Pflücken und Verkaufen der „Garten-Früchte“ bessern Kinder und Jugendliche nicht nur aktiv ihr Taschengeld auf, sondern lernen auf aktive Weise sehr viel über Natur, Umwelt, Ernährung, sowie Landwirtschaft (Ackerbau + Obstanbau). Es ist also im entscheidenden Teil ein großes Bildungsprojekt für Kinder und Jugendliche, bei dem sie sich auch noch das Taschengeld aufbessern können.
Begründung des „Taschengeld – Marktes“
Hintergrund: In der DDR gab es sowohl Aufkaufstellen für gesammelte Heilpflanzen als auch in jeder Konsum-Kaufhalle Aufkaufstellen für Obst und Gemüse. Jede Bürgerin konnte hier selbstgepflückte Heilpflanzen, Obst und Gemüse (für festgelegte Aufkaufpreise) abgeben/verkaufen. Ich selbst habe als Kind und Jugendlicher sowohl regelmäßig z.B. an den Löwenzahn, Weißdorn-Blüten und Kamille-Sammlungen teilgenommen, als auch über viele Jahre Obst, Gemüse und Blumen aus dem Garten meines Großvaters verkauft, um mein Taschengeld aufzubessern. Dabei habe ich sehr viel über Natur, Umwelt, Ernährung, Obst- und Gemüseanbau, sowie über Blumen und Trockenblumen-Gestecke gelernt. Außerdem hatte ich das gute Gefühl, mir mein Taschengeld selbst verdient zu haben.
Es ist etwas Anderes, sein Taschengeld für zwei Wassereimer gepflückte Stachelbeeren, 10kg Brombeeren oder 20kg Löwenzahnpflanzen zu erhalten, als einfach so, jede Woche geschenkt. Es ist etwas anderes, die Brombeeren oder Tomaten zu pflegen, mit dem Hintergrund, dass eine gute Pflanzengesundheit und gute Bestäubung bei der Ernte mehr Taschengeld ergeben, als wenn man sich nicht richtig darum kümmert. Man versteht Zusammenhänge im Garten und in der Natur (z.B. am Weißdorn) ganz anders, als wenn man es nur im Schulunterricht (oder auch Schulgarten) erklärt bekommt. Man denkt auch anders über strukturierte Pflege und Ernteprozesse nach, wenn man 30 Tomatenpflanzen pflegt oder zwei Wassereimer Stachelbeeren pflückt, als wenn es 2 Tomaten und 500g Stachelbeeren sind.
Gleiches gilt für das Wissen zu Gartenkräutern, Heilkräutern, Blumen, Blumensträußen und Gestecken. Man lernt die Zusammenänge in Verbindung mit dem praktischen tun … und eine große Motivation war die „Taschengeld-Aufbesserung“, bzw. stammten ca. 2/3 meines Taschengeldes aus solchen Aktionen.
Leider gibt es diese Aufkaufstellen seit „der Wende“ nicht mehr. Der „Taschengeld-Markt“ oder „Selbstversorger-Markt“ erschließt dieses Bildungspotential neu. Außerdem erschließt es gesunde, lokale Lebensmittel die sonst entweder verdorben wären, oder gar nicht erst angebaut würden.
Ob der „Taschengeld-Markt“ oder „Selbstversorger – Markt“ ein wöchentlicher „Obst- und Gemüsemarkt“ (zwischen Mai-Oktober) mit Produkten aus den Chemnitzer Gärten, ähnlich eines „Kinder-Flohmarktes“ ist, oder ob dies über Aufkaufstellen in den Supermärkten der Stadt realisiert wird (ähnlich dem ehemaligen DDR-Modell), ist zweitrangig. Wichtig ist, dass das Obst und Gemüse der Chemnitzer Gärten wieder zur „Taschengeld-Aufbesserung“ verkauft werden kann und dabei das resultierende Bildungspotential maximal erschlossen werden kann. Das soll dieses Projekt realisieren.
Umsetzungsvorschlag
Obst, Gemüse & Kräuter-Aufkauf aus Kleingärten von Kindern und Jugendlichen (K&J) zwischen 8-21 Jahre durch (Super)Märkte der Stadt (oder einen Obst & Gemüsemarkt jeden Samstag für diese K&J – ohne Standgebühren- mit festen Preisspannen pro Produkt über Preisliste, limitierte Mengen pro K&J mit Herkunftsnachweis – Garten / Gartenbesitzer-Bestätigung), ähnlich einem „Kinderflohmarkt“.
Herausforderungen und C2025-Unterstützung:
Welche der Varianten gewählt werden kann und unter welchen rechtlichen sowieorganisatorischen Rahmenbedingungen muss durch Unterstützung aus dem C2025-Team ausgewählt werden. Gerade aus rechtlicher und steuerlicher Seite müssen hier sicher einige Rahmenbedingungen geklärt werden, damit es ein „Taschengeld-Thema“ bleibt, wie bei einem „Kinder-Flohmarkt“, und kein Gewerbe wird.
Neben den Abstimmungen mit den Ämtern zu den rechtliche Themen, muss natürlich entweder ein Platz für den wöchentlichen Markt gefunden werden, oder eine Abstimmung und Einigung mit mindestens einer größeren Supermarkt-Kette erzielt werden.
Danach muss das Projekt in der Chemnitzer Öffentlichkeit bekannt gemacht werden, damit sich möglichst viele Chemnitzerinnen daran beteiligen.
Je nach Entscheidung, welche der beiden Varianten verfolgt wird, ergeben sich daraus die weiteren Schritte.
Alle Bildungsthemen werden entsprechend des „SOL – digitale Lernpfade in Chemnitz“ realisiert.
Weitere Detailfragen können sehr gerne beantwortet oder gemeinsam geklärt werden, führen aber hier und jetzt zu weit.
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